Ligurien: Auf den Spuren eines Regenbogens
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Üppige Vegetation, mildes Klima und Berge, die steil ins Meer abfallen: Das ist Ligurien, eine der kleinsten und schönsten Regionen Italiens.
Ligurien ist die italienische Riviera, die sich von der französischen Grenze bis zur Toskana erstreckt. Einige der bekanntesten und beliebtesten Badeorte liegen auf diesem Küstenstrich. Es sind das Salz, die sengende Sonnenhitze, es sind die Sturmvögel und Algen, die der Wind mit sich bringt; es sind die Gewürzkräuter, die in der Gluthitze ihren Duft ausströmen.
Dieses von vielen Dichtern beschriebene Ligurien ist ein Wechselspiel von Küste und Hinterland, trägen Wasserflächen, Steigungen und Gefällen, rauhen und lieblichen Hügeln zwischen Olivenbäumen, duftenden Basilikum und Thymian. Die Italiener nennen diesen Küstenstreifen, der sich zwischen Monte Carlo im Westen 340 Kilometer bis La Spezia spannt, "arcobaleno", Regenbogen. Tatsächlich ist Ligurien bei strahlendem Wetter ein Fest der Farben bis hin zum Regenbogen-Lila der Bouganivillea. Regen kennt dieses Gebiet weitaus weniger als die meisten anderen Regionen Italiens.

Die geschwungene Brücke, die in den Ort von Dolceaqua führt. Bis heute trotzte sie jedem Erdbeben. Dennoch ist sie vom Verfall bedroht. Foto Brockes
Es ist ein wandelbares Ligurien, das sich dem Besucher bietet; vielseitig und faszinierend mit seinen am Meer und im Hügelland liegenden Orten, den Bergdörfern und Städten, eine Harmonie von Sonne und Meer, Alpen und Apennin, tiefblauem Himmel und stürmischen Tagen.
Das unaufdringliche Ligurien, Ziel sonnenhungriger Touristen, die einen erholsamen Ferienaufenthalt am Meer genießen möchten, ist ein Land voller Geheimnisse, die nur darauf warten entdeckt zu werden. Seine Orte sind entweder weltbekannt oder nur für denjenigen ein Begriff, der seinem Urlaub gern eine besondere Note gibt und in einem ganz persönlichen Verhältnis zu dieser blauen und grünen Weite steht.

Dolceaqua im ligurischen Hinterland: Die Stadt des Andrea Doria. Noch heute ist das Stammhaus zu besichtigen. Und noch immer kann man auf seinen Spuren wandern. Foto Brockes

Die Schwippbögen zeichnen Liguriens alten Dörfer aus. Sie sind wahre Meisterwerke der Architektur.Foto Brockes
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Dolceaqua im ligurischen Hinterland: Die Stadt des Andrea Doria. Noch heute ist das Stammhaus zu besichtigen. Und noch immer kann man auf seinen Spuren wandern. Foto Brockes

Die Schwippbögen zeichnen Liguriens alten Dörfer aus. Sie sind wahre Meisterwerke der Architektur.Foto Brockes
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Keine Hektik, keine Handys, keine Reisegruppen. Das erwartet Individualreisenden in Ligurien, weg von der Küste. Kleine Dörfer, in die sich kaum ein Fremder verirrt, in denen es mehr Wohnhäuser als Souvenirläden gibt - das ist Liguriens stille Seite. Eingebettet von Pinien- und Kiefernwäldern, die am späten Nachmittag ihren Duft verströmen, "kleben" und liegen die verwunschenen Dörfer wie "Apricale", "Dolceacqua"und "Bussana Veccia" an den grünen Hügeln. Ursprünglichkeit hat sich hier bewahrt. Anstatt Boutiquen gibt es Gemüsehändler und Ölbauern, anstelle von lauten Bars kleine Trattorien, die neben der typischen ligurischen Küche ihre Weine frisch vom Fass und ohne Konservierungsmittel, anbieten. Platz sollte man sich freihalten im Koffer oder Rucksack für das einmalige Olivenöl, gilt das ligurische schließlich als eines der besten weltweit, auch wenn es so manch einem Toskaner schwer aufstoßen mag.
In den Dörfern, die einst zum Schutz vor Piraten in den schwer zugänglichen Meeralpen erbaut wurden, ist man dem Regenbogen ein kleines Stückchen näher gerückt. Steil sind die Straßen hier und eng. Über fünfzig Meter Höhenunterschied muß man von der untersten Gasse bis zum höchsten Platz überwinden, über gewundene Treppen, windige Brücken, überspannt mit Schwibbbögen und buckligen Gassen. Anmutig und herb zugleich, steinerne Gesamtbauwerke, geradezu kubistisch gegliedert.
Neben dem klassischen Meerurlaub ist das Wandern in Ligurien ein einmaliges Erlebnis. Ist es nicht einzigartig, durch die Alpen zu wandern und dabei auf das Meer zu schauen? Auf der "Alta Via dei Monti Liguri" ist dies möglich. Dieser Weg windet sich von "Ventigmiglia", der äußersten Westgrenze Liguriens, bis "Ceparana" in der Provinz La Spezia und überquert die Seealpen.

Die alte zerstörte Kirche von Busana Veccia. Wunderschön und unheimlich zugleich wirkt dieser Ort. Foto Brockes
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Die alte zerstörte Kirche von Busana Veccia. Wunderschön und unheimlich zugleich wirkt dieser Ort. Foto Brockes
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Für Wanderbegeisterte, die das Mittelgebirge lieben, bedeutet die "Alta Via" einen anstrengender Marsch von insgesamt 440 Kilometern. Bauerndörfer und Landschaften von einmaliger Schönheit säumen den Weg durch bekannte Naturschutzgebiete des Monte Beigua- und Aveto Parks. Hier trifft man auf Gemsen, die vom nahegelegenen Argentera-Park Richtung Süden vordringen. Übernachtungen sind fast überall möglich. Bauern bieten Zimmer für einen zivilen Preis mit Toilette und fließend Wasser an. (Letzteres ist meist kalt). Doch die Kochkünste der "Signora" entschädigen dies auf köstlichste Weise.
Katzen räkeln sich in der Spätnachmittagssonne. Maunzend streichen sie vertraulich um die Beine und geben neben ihrer zärtlichen Sympathie dem Durchreisenden ein Souvenir mit auf dem Weg: Flöhe. Ein Flohpulver sollte also neben dem üblichen Sonnenschutz und der Insektensalbe unbedingt mit im Gepäck sein. Somit werden die ungebetenen (Haut)Gäste nicht zur Plage.
Und noch ein Tipp für Wanderfreunde: Es sollten nur die ausgeschilderten Wege benutzt werden. In den Wäldern leben Vipern, deren Bisse nicht gerade ungefährlich sind. Sollte man auf eine - was äußerst selten vorkommt - ca. 3 Meter lange grüne Schlange treffen, keine Panik. Hierbei handelt es sich zwar um die in Europa einzig vorkommende längste Schlange, diese ist jedoch völlig harmlos und Vegetarierin. Diese genannten Reptilien sind scheu und leben in den dichten Wäldern, fern ab der Dörfer und Städtchen.
Wer seine Wanderungen im Herbst starten möchte, für den gibt es im ganzen ligurischen Hinterland eine Hülle und Fülle von eßbaren und schmackhaften Pilzen, die jedes Kaninchenmahl zusätzlich verfeinern. Auch getrocknet schmecken sie später noch fantastisch zuhause und verlängern geschmacklich einen unvergeßlichen Urlaub.
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Die Geheimnisse des Meeres
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Wen es an die Küste des Thyrrenischen Meeres in Ligurien zieht, dem sei eine Autoreise auf der "Via Aurelia" empfohlen, Italiens älteste und längste Küstenstraße, die sich von der französisch/italienischen Grenzen bis fast nach Rom erstreckt. Von Fischerdorf zu Fischerdorf fahrend, von einer Stadt zur nächsten, wie San Remo, Imperia oder Diano Marina, über Alassio bis hin zu Portofino; ein einmaliges Küstenerlebnis ist garantiert. Nobelhotels, teure und chice Boutiquen sowie beste Restaurants verführen auf feinste italienische Art Geld auszugeben, ob mans nun hat oder nicht. Aber auch hier können Schnäppchen gemacht werden. Geht man fünf Minuten entfernt von den Hauptplätzen und Straßen in die kleinen Nebengassen, erhält der Kaufwillige oft den gleichen Schuh wie auf der Piazza - nur um fast 30 Prozent preiswerter. Genaues Hinschauen lohnt.
Für Schwimmer und Taucher dürfte die Sauberkeit des Wassers wichtig sein. Im ligurischen Meer tummeln sich unter anderem auch Wale. Es gibt ca. ein Dutzend verschiedener Arten, die am liebsten in dem 60.000 Quadratkilometer großen Dreieck zwischen Antibes, Capo Corso und La Spezia leben. Vor der ligurischen Küste, an der früheren "Costa delle Balene dei Romani", kann man häufig Delphine, Pottwale, Grindwale, Rauhzahn, Furchenwale und Große Tümmler beobachten. Hier finden sie ein ideales Habitat vor, weil die Meeresströmungen Nahrung im Überfluß mit sich bringen. Der ligurische Küstenstrich wurde als internationaler Zufluchtsort für Wale mittlerweile anerkannt.
Dennoch, Wassersport aller Art ist möglich: Ob nun rasanter Jet-Ski oder beschauliches Seglen, sportliches Windsurfen oder klassischer Wasser-Ski. Bei Tauchern und Schnorchlern sind die Felsenriffe von "Cervo" und "San Bartolomeo" besonders beliebt. Tauchschulen bieten auch Kurse in Unterwasser-Fotografie an. Die schönsten und größten Yachthäfen Italiens liegen an der ligurischen Riviera. Und so wie man von den Seealpen aufs Meer schaut, sieht der Betrachter vom Meer aus wiederum die Alpen. Ein einmaliges Naturschauspiel, egal von welcher Seite man es aus betrachtet.
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Und nicht zu vergessen die Küche: Auch hier blickt manchmal die angrenzende Toskana etwas neidisch herüber, und wenn es nur um das berühmte "Pesto" geht. Wie jede italienische Provinz hat auch Ligurien sein eigenes Saucenrezept in puncto Nudeln. Doch hier sind es nicht etwa die gewöhnlichen Spaghetti, die der Sauce zum Erfolg verhelfen, in Ligurien ist es die "Trenette", eine Spaghetti ähnliche Pasta, aber eckig in der Form und völlig anders im Geschmack. Nur in Imperia wird diese seit über 200 Jahren von der Firma Agnelli hergestellt. Das "Pestu", wie es im Dialekt heißt, ist eine Köstlichkeit, gestampft aus Parmesankäse, Basilikum, Pinienkernen und frischen Knoblauchzehen, vermengt in kalt gepresstem ligurischen Olivenöl, bis eine sämige Paste daraus wird. Diese wird kalt über die "Trenette" gegeben. Ein Hochgenuß nicht nur für Feinschmecker.
Ob nun Wanderer im Hinterland Liguriens oder Strandurlauber in einem der zahlreichen Meeresdörfer und Städte, dieser Teil der italienischen Riviera bietet jedem etwas. Tagesausflüge, ans Meer oder in das stille Hinterland, alles ist möglich und doch wird Ligurien immer ein kleines Geheimnis für sich behalten. Vielleicht ist das der Grund, warum es uns immer wieder aufs Neue dort hinzieht.
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© Simone Brockes
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