La Garfagnana, unbekannte Toskana
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Italien - und ganz besonders die "klassische" Toskana zwischen Florenz und Siena mit ihren sanften Hügeln und dem malerischen Licht - stellen eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen dar. Daneben gibt es jedoch Regionen, die nur wenige kennen, wie zum Beispiel die Garfagnana.
Nördlich von Lucca dehnt sich das Serchio-Tal aus, eine reizvolle Landschaft, reich an unberührten Naturschönheiten und lebhaften Kontrasten. Entlang den Ufern des Flusses Serchio, der parallel zum Meer zwischen den apuanischen Alpen im Westen und dem Appenin im Osten dahinfließt, erschließt sich dem Individualisten eine Gegend, die am besten zu Fuß, mit dem Mountain Bike oder auf dem Pferd zu entdecken ist. In der Garfagnana mit ihren zahlreichen malerischen Dörfern, die an den Hängen links und rechts des Serchio zu kleben scheinen, ist der Besucher fern vom Trubel des Massen-Tourismus. Dieser toskanische Landstrich eignet sich ideal zur Entspannung. Inmitten von Italiener mit traditionellen Lebensstil, wird der Gast mit unverdorbener Liebenswürdigkeit aufgenommen. Ein kleines Paradies für all diejenigen, die die Beschaulichkeit mögen.
Montefegatesi: Hier verweilte bereits der Dichter und Schriftsteller Dante. Ein Denkmal erinnert noch heute daran. Foto Brockes
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Montefegatesi: Hier verweilte bereits der Dichter und Schriftsteller Dante. Ein Denkmal erinnert noch heute daran. Foto Brockes
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Nur einige Kilometer von der Küste entfernt
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Die Garfagnana liegt nur einige Kilometer vom Meer und der ligurischen Küste entfernt. Dennoch sind die Strände von Viareggio, Forte di Marmi, Massa oder La Spezia nicht leicht zu erreichen. In einer Gebirgslandschaft mit Höhen von bis zu 2000 Metern, in der gut ausgebaute Straßen fehlen, wird allein das Autofahren zum Erlebnis. Der Kontrast zwischen Meer und hohen Bergen, die nach Westen steil abfallen und sich nach Osten sanft zum Serchio ausdehnen, ist besonders reizvoll. So bieten die Apuanischen Alpen Wanderern und Berginteressierten zu allen Jahreszeiten eine Vielzahl schöner Touren. Beliebt sind der Monte Pisano (1947 m), der Monte Sumbra oder die "Pania delle Croce" (1859 m), die "Königin der Apuanischen Alpen", die nur 15 Kilometer vom Meer entfernt ist und bei klarem Wetter einen atemberaubenden Rundblick nach Westen zum Meer und nach Osten über das fruchtbare Tal des Serchio und den Appenin bietet. Bergsteiger bevorzugen das Gebiet des Monte Procinto (1174 m) mit Routen der höchsten Schwierigkeitsgrade während es Höhlenforscher nach Monte Corchia zieht.
Verwunschen liegt der kleine Ort Montefegatesi inmitten des Gebirges der La Garfagnana. Foto Brockes
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Die schönste Jahreszeit für die Garfagnana ist sicherlich der Herbst. Dann lockt sie mit Sonne, angenehmen Temperaturen und ihren in sanftes Licht getauchten bunten Wäldern voll von Esskastanien, Beeren und schmackhaften Pilzen.
Die Städte Barga und Castelnuovo di Garfagnana sind die bekanntesten Orte dieser Gegend, neben dem berühmten alten Kurort Bagni die Lucca. Einst galt er europaweit als das berühmteste Thermalbad. "Ich habe nie ein reizenderes Tal gesehen, als dieses," schrieb 1829 Heinrich Heine in seinem Reisebild "Die Bäder von Lucca".
Oberhalb des Ortes kleben die kleinen Dörfer wie Monte di Villa und Montefegatesi wie Adlerhorste an den steilen Abhängen der Berge. 300, vielleicht 400 Seelen bewohnen die aus dem Mittelalter stammenden Steinhäuser.
Weit ab von der hektischen Zivilisation, scheint sich in den letzten 700 Jahren hier nicht viel geändert zu haben. Fax und E-Mail werden hier nicht benötigt. Fast schämt man sich für seinen mitgebrachten Laptop. Nachrichten werden hier von Mario dem Lebensmittelhändler hinauf- und ebenso hinunter ins Dorf getragen. Einmal pro Woche rattert seine dreirädrige "Ameise" die steilen Bergstraßen hinauf, um die Bewohner mit Lebensmitteln und Hygiene-Artikeln zu versorgen - vorausgesetzt die Wetterverhältnisse lassen dies zu.
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Opernsänger aus Florenz und Genua haben hier ihr neues zu Hause gefunden. Stressgeplagte Banker aus dem ewig schwülen Mailand verbringen mit ihren Familien in dieser Abgeschiedenheit die Ferien. Da viele der Bergbewohner ihre Heimat verlassen haben, um in den nahe gelegenen Städten Arbeit zu finden, stößt man häufig auf leerstehende und zum Teil verfallene Häuser. Für einen Spottpreis kann man diese käuflich erwerben. Jedoch verdoppelt sich der Preis angesichts der Tatsache, dass in den meisten Wohnungen kein fließend Wasser vorhanden ist. Auch Stromleitungen müssen fast überall gelegt werden. Handwerkliches Geschick und ein solides Grundkapital sind also von Nöten.
Wer Tagestouren in die Bergdörfer plant, übernachtet in Hotels und Pensionen der verschiedenen Kategorien, die sich im Tal des Serchio befinden. Auch Campingfreunde kommen auf ihre Kosten. Romantische Plätze gibt es fast überall.
Lucca - der malerische Ort liegt im Norden der Toskana. Am Sonntag treffen sich die Nachbarn um ihrer Lieblingsbeschäftigung - dem Bingo-Spiel nachzugehen. Foto Brockes
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Wer hier seinen Urlaub verbringt, sollte sich Zeit nehmen, öffnet sich die Region dem Interessierten oft erst auf den zweiten Blick. Viele Kleinode und Schönheiten gilt es zu entdecken, wie zum Beispiel die Städte Castelnuovo (Hauptort der Garfagnana), das mittelalterliche Barga und die Ponte del Diavolo (Teufelsbrücke) in der Nähe von Borgo da Mozzano, ca. drei Kilometer südlich von Bagni di Lucca. In unterschiedlich großen Bögen überspannt sie den aufgestauten Serchio. Das kühne Bauwerk hat allen Fährnissen der Geschichte getrotzt. Vielleicht nennt man es deshalb ein Werk des Teufels.
Wie in Italien üblich, kommen auch die Gaumenfreuden in der Garfagnana nicht zu kurz. Wer gerne gut und traditionell italienisch isst, wird hier auf seine Kosten kommen. In einem der vielen kleinen Restaurants und Trattorien, wo noch die ganze Familie des Besitzers zusammenarbeitet, um den Gast rundum zu verwöhnen, werden die typischen Gerichte wie Wildschwein, Kaninchen und Pilze angeboten. Natürlich fehlen auch nicht die köstlichen Nudelgerichte. Dazu passen die Weine der Toskana. Die Preise sind günstig und beuteln auch keine vierköpfige Familie.
Wer hier seinen Urlaub verbringt, der möchte entdecken, erleben und entspannen, in einer Welt, die nur in Märchen schöner beschrieben werden könnte, hat man sie einmal selbst gesehen. Und keine Angst vor der Ruhe und Beschaulichkeit: In nur knapp einer Stunde ist man wieder in der "realen Welt" mit ihren Autos, den Computern, den gerade betonierten Straßen. Die Garfagnana ist eben Liebe auf den zweiten Blick.
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© Simone Brockes
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