Die Region um Canossa wäre bei weitem kein solches Touristenziel, wenn es nicht vor knapp 1000 Jahren den Investiturstreit und den deutschen König, Heinrich IV., gegeben hätte. Im Januar 1077 zog Heinrich IV., der im Jahr zuvor von Papst Gregor VII. exkommuniziert wurde, frierend mit Ehefrau und Sohn im Büßergewand zum Castello. Durch die Vermittlung der Gräfin Mathilde von Canossa, der ein Gebiet von der Toskana bis nach Mantua gehörte, empfing Papst Gregor VII. den seit drei Tagen barfuss im Schnee wartenden König und löste nach dieser Demutsbezeugung den Bann wieder auf. Doch das Treffen trug keine politischen Früchte der Aussöhnung und Harmonie. Heinrich IV. führte jahrelang einen grausamen Krieg gegen Italien. Erst im Jahr 1122 wurde in Worms das Ende des Investiturstreits, einem Disput um kirchliche und weltliche Macht, das "Konkordat von Worms" unterzeichnet.
Neben Heinrich IV. waren Fürsten, Philosophen, Künstler und Päpste gern empfangene Gäste der gebildeten Herzogin. Heute ist von der Burg Canossa nicht viel mehr als eine Ruine geblieben. Im Jahr 940 von Atto Adalberto gebaut, wurde das Castello vollständig auf weichem Sandstein errichtet. Der Stein, im lateinischen canus, gab der Burg ihren Namen. Aufgrund des unstabilen Untergrundes wurde das als Mathilde-Burg bekannte Castello dem Verfall preisgegeben. Die vom Wetter zerfressenen Steine in der näheren Umgebung der Burg, die calanchi, zeugen von der Kraft und Gewalt der Natur und den zerstörerischen Eingriffen der Menschen. Noch im 11. Jahrhundert symbolisierte Canossa den italienischen Kampf gegen die kaiserliche Macht in Deutschland.